Ich bin Wasserverkäufer hier in Dresden. Mein Geschäft ist mühselig. Wenn es wenig Wasser gibt, muss ich weit danach laufen. Und gibt es viel, bin ich ohne Verdienst. Aber hier bei uns herrscht überhaupt große Armut. Es heißt allgemein, dass uns nur noch die Götter helfen können. Zu meiner unaussprechlichen Freude erfahre ich von einem Vieheinkäufer, der viel herum kommt, dass einige der höchsten Götter schon unterwegs sind und auch hier in Dresden erwartet werden dürfen. Der Himmel soll sehr beunruhigt sein wegen der vielen Klagen, die zu ihnen aufsteigen. Seit drei Tagen warte ich hier am Eingang der Stadt, besonders gegen Abend, damit ich sie als erster begrüßen kann. Später hätte ich ja wohl kaum mehr Gelegenheit, sie werden von Hochgestellten umgeben sein und überhaupt stark überlaufen werden. Wenn ich sie nur erkenne! Sie müssen ja nicht zusammen kommen. Vielleicht kommen sie einzeln, damit sie nicht so auffallen. Die dort können es nicht sein, die kommen von der Arbeit. Ihre Schultern sind ganz eingedrückt vom Lastentragen. Der dort ist auch unmöglich ein Gott, er hat Tinte an den Fingern. Das ist höchstens ein Büroangestellter in einer Zementfabrik. Nicht einmal diese Herren dort kommen mir wie Götter vor, sie haben einen brutalen Ausdruck, wie Leute, die viel prügeln, und das haben Götter nicht nötig. Aber dort, diese zwei! Mit denen sieht es schon ganz anders aus, sie sind wohlgenährt, weisen keine Zeichen von irgendeiner Beschäftigung auf und haben Staub auf den Schuhen, kommen also von weit her…
Svea Mausolf und Pitt Wenninger leben und arbeiten in Köln, ihr zentrales Medium ist Malerei. 2016 gründeten sie das Performance-Duo Leckhaus.