„Die“ Kunst der DDR gibt es nicht. Kunst-politische Debatten, wie sie im Rückblick auf jene Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Wiedervereinigung Deutschlands im sogenannten „Bilderstreit“geführt wurden, sind meist polarisierend gewesen. Auf der einen Seite systemkonforme, auf der anderen Seite oppositionelle Künstler*innen. Die Realität war aber bei Weitem nicht so einfach gestrickt. Der „Sozialistische Realismus“ sollte als ideologisch aufgeladener Mainstream des Ostblocks das Bild einer zukünftigen Idealgesellschaft zeichnen, das nur schwerlich mit den Zuständen im Realsozialismus in Einklang zu bringen war. Die Ausstellung „Alles Jetzt! Zwischen Aufbruch und Umbruch“ will dagegen den Facettenreichtum des künstlerischen Schaffens jener Zeit am Beispiel Dresdens exemplarisch aufzeigen. Entwürfe der einzigartigen Produktionsgenossenschaft „Kunst am Bau“, die zukunftsutopische Friedens- oder Arbeitermotive und moderne konstruktivistische Elemente in sich vereinte, werden ebenso präsentiert wie die Samisdat-Hefte des Leitwolfverlags, welche in Kneipen entstandene Zeichnungen und Texte enthalten. Daneben zeugen abstrakte Druckgrafiken, Assemblagen und Experimentalfilme aus Dresden von einer selbstständigen und unabhängigen Kunstproduktion jenseits, aber auch diesseits der sozialistischen Ideen. Nicht selten führten beide Wege früher oder später zu Konflikten und persönlichen Diffamierungen.