Irgendwo zwischen Panne Eichel und Birkenhain, da entfaltet sich die faszinierende Unpersönlichkeit der Gretha Minze. Jeden Samstag pflegt sich Gretha mit WD-40, probiert neue Framesets aus und trägt der Nachbarin das Holz aus dem Keller in den zweiten Stock. Gretha ist das menschgewordene Ergebnis der Wünsche einer Mutter, die in den Mitteljahren des 21. Jahrhunderts den Traum eines »fabelhaften« Kindes in eine KI einspeiste. Und Gretha ist perfekt geworden. Doch eines Samstags bietet sich ihr die Möglichkeit, aus dem genormten Leben zu verschwinden...
Grethas Software-Update führt sie in einen geheimnisvollen Bunker, aus dem ein elektronisches Wummern dröhnt. Mit dem linken Bein betritt sie diesen verborgenen Ort und findet dort Kraft und Mut, nach ihrer wahren Identität zu suchen. Mit erhobenem Geweih kehrt Gretha von dort zurück. Als eine scheinbar Antriebslose, die von einem Ausbruch träumt, schält sich Gretha Minze aus einem aktiven Antiviren-Programm und wird zum selbstbestimmten Menschen - launig und unbequem. Zwischen Zufallsbekanntschaften und Systemabstürzen mit Wasserschorle beginnt sie zu lieben. Es ist keine romantische Liebe, sondern eine Liebe zu Menschlichkeit und Freiheit und die Liebe zu sich selbst. Ein autobiografischer Abend, inspiriert von E.T.A. Hoffmanns Geschichte »Der Sandmann« um die Menschmaschine »Coppelia«.
Die Gretha-Coppelia-Figur repräsentiert unsere Suche nach Perfektion und Faszination für künstliches Leben. Doch wir bleiben mangelhafte Wesen und brauchen Orte der Gemeinschaft und einen geschützten Raum, in dem wir Fehler begehen können. Hier kommt der Safe Space eines Tanz-Clubs ins Spiel. Denn Clubs sind Erfahrungsräume, in denen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und ohne Hierarchien zusammenkommen. Ein Ort, in dem Menschen Flügel wachsen, die sie über den Boden schweben lassen. Hier entstehen Freundschaften, hier werden kreative Prozesse in Gang gesetzt. Es lohnt, diese Orte zu bewahren. Für das zutiefst Menschliche in uns. Also tanzt!
Regie, Konzept, Visuelle Gestaltung: Wiete Sommer
Tanz und Choreographie: Seraphine Detscher, Brian Scalini
Dramaturgie: Franziska Fuhlrott
Musikkomposition: Amount, Die Wilde Jagd, Aaryan, Sandrow M
Musikschnitt: Sandrow M
Outside eye: Charles Washington
Licht: Josia Werth
Ton: Anton Ihlenfeld
ACHTUNG: Einsatz von Stroboskop-Licht, kann bei Menschen mit Epilepsie Anfälle auslösen.