Das experimentelle Hip-Hop-Trio CLIPPING besteht aus dem Grammy-Award-prämierten Rapper Daveed Diggs und den beiden Produzenten William Hutson und Jonathan Snipes. Ihr aktuelles Album „Visions of Bodies Being Burned“ ist weniger eine Fortsetzung als vielmehr die zweite Hälfte eines geplanten Diptychons. Denn CLIPPING beackern das Thema Horrorcore wie Vampire den Grabboden. In den Jahren nach „Splendor & Misery“ – dem allseits gefeierten dystopischen Science-Fiction-Rap-Epos der Band – entstanden einfach zu viele Songs für nur ein Album. Vor der Veröffentlichung von „There Existed an Addiction to Blood“ teilten Clipping und Sub Pop Records das umfangreiche Material denn auch auf zwei Alben auf, die nur wenige Monate später veröffentlicht werden sollten. Eine weltweite Pandemie und mehrere abgesagte Touren verschob die Veröffentlichung des zweiten Teils des Projekts jedoch auf die folgende Halloween-Saison. Nunmehr kehren CLIPPING mit einer noch höheren Anzahl von Leichen, aufwändigeren Morden und Monstern, die einfach nicht tot bleiben wollen, zurück. „Visions of Bodies Being Burned“ enthält sechzehn weitere gruselige Geschichten, die als Rap-Songs getarnt sind und ebenso viel Einfluss von Ernest Dickerson, Clive Barker und Shirley Jackson wie von Three 6 Mafia, Bone Thugs-N-Harmony und Brotha Lynch Hung durchschimmern lassen. CLIPPING stehen ihren kulturellen Bezügen niemals kritisch gegenüber. Ihre kantigen, zerbrochenen Interpretationen bestehender Musikstile sind immer respektvoll, eher von unverhohlener Bewunderung für das Genre als von Verachtung dafür getrieben. CLIPPING stellen Horrorcore – jenes absichtlich absurde Hip-Hop-Subgenre, das in den 1990er Jahren florierte – auf ganz ähnliche Art und Weise vor, wie ein Jordan Peele (u.a. „Get Out“, „Wir“) Horrorkino macht: Indem er beliebte Stereotypen subtil verdreht, um deren eigentliche Monstrosität, die unterschwellige Angst und das drückend Unheimliche daran deutlich zu machen.