„Zeit ist Geld - wir werden so reich geboren.“ Das allein ist schon ein Satz für die Ewigkeit. Für die Nachwelt. Als Erinnerung daran, wie häufig wir diesen wahren Reichtum achtlos verschwenden. Meistens bemerken wir das erst, wenn der Tod in unser Leben tritt und liebe Menschen dieses Reichtums viel zu früh beraubt. Eben glaubten sie sich noch wohlhabend, hatten ihr halbes Leben vor sich, mindestens... doch dann sind sie weg. All die Erlebnisse, die noch hätten sein können. All die Erinnerungen, die zu sammeln man aufgeschoben hat, während man stattdessen Quittungen sammelte für die Steuer oder verfluchte Kontakte für das berufliche Netzwerk. Wozu? Wäre Enno Bunger bloß ein musikalischer Dienstleister, würde er seine persönlichen Erfahrungen mit dem Tod ignorieren. Den Menschen, den er tatsächlich verloren hat. Den Menschen, der gerettet werden konnte. Er würde die Spuren auf seiner Seele für sich behalten und in seinen Liedern einfach unverfängliche Phrasen collagieren, wie man es heute so macht. Aber Enno Bunger ist Künstler. Und als solcher lässt er uns teilhaben. An der Furcht vor dem Diebstahl der Lebenszeit und dem Zorn auf die Unverfrorenheit des Räubers. An der Innigkeit und Nähe, die im gemeinsamen Kampf entsteht. An der Trauer, wenn der Kampf verloren geht und an dem völlig neuen Blick auf das Leben, wenn man ihn gewinnt und seine Zeit nicht länger vergeuden möchte. Enno Bungers viertes Album „Was berührt, das bleibt“ bietet den Soundtrack für ein besseres Leben. Eines, in dem man lieber gute Erinnerungen sammelt als Messenger-Verläufe. Eines, in dem die Qualität des Augenblicks größeren Wert hat als das imaginierte Ziel in der Ferne. „Ich hätte in dieser Phase eigentlich dringend einen Psychotherapeuten aufsuchen müssen“, sagt Enno Bunger, „aber ich wollte mich durch das Schreiben selbst therapieren.