Zusammen mit dem DAVE-Festival präsentiert das Militärhistorisches Museum der Bundeswehr - MHM Dresden auch in diesem Jahr die Vertonung eines Stummfilmklassikers. Diesmal zeigen wir Oleksandr Dovzehnkos „Arsenal“ (UdSSR 1929), zu dem der britische Komponist Guy Bartell alias Bronnt Industries Kapital den Soundtrack beisteuert.
Elend, Krieg und Revolution – Ukraine 1918: Stumpf dreinblickend versohlt eine Mutter ihr weinendes Kind, ein einarmiger Bauer züchtigt sinnlos sein Pferd, gesichtslose Soldatenkolonnen ziehen vorüber. Zugleich lässt das groteske Lachen eines zahnlosen Soldaten all den Wahnsinn des Ersten Weltkrieges sichtbar werden, in der der Mensch seine gewalttätige Seite offenbart.
Die geschickt montierten Szenen zu Beginn des Films „Arsenal“ (1929) gehören zum Eindringlichsten, was die sowjetischen Stummfilmära zu bieten hat. Nicht umsonst protegierte Sergej Eisenstein das Werk von Oleksandr Dovzhenko, der eigentlich den Auftrag hatte, einen Propagandafilm zu drehen, der den historischen Kampf der bolschewistisch-revolutionären Arbeiter gegen die Kräfte der Bourgeoisie in der Kiewer Munitionsfabrik „Arsenal“ verherrlichen sollte. Zwar greift Dovzhenko den Streik, den Aufstand und die Bestrebung zur Revolution auf, unterläuft aber zugleich den staatlichen Propagandaauftrag. Viel zu uneindeutig ist der Film, zu komplex durch das vielseitige Spiel der Widersprüche. Der britische Komponist Bronnt Industries Kapital alias Guy Bartell schreibt in der diesjährigen Film-Live-Vertonung diese Vielseitigkeit musikalisch fort. Klassische und außergewöhnliche, analoge und digitale Klangquellen vereint er zu einem Soundtrack, der auf dem doppelten Boden von Dovzhenkos Widersprüchen tanzt und das zerrüttete Nervensystem einer Zeit erklingen lässt, in der der Mensch in den Abgrund moderner Gewalt blickte.
Die ursprünglich für diesen Abend vorgesehene Vertonung von „Nosferatu“ entfällt.
Mit freundlicher Unterstützung durch National Oleksandr Dovzenko Centre und State Film Agency of Ukraine.
ENGLISH
This year, the Bundeswehr Museum of Military History and the DAVE Festival for Club Culture will once again present a silent film classic with a new musical setting. This time 'Arsenal' by Oleksandr Dovzehnko (USSR 1929) will be on display, with British composer Guy Bartell alias Bronnt Industries Kapital providing the soundtrack.
War, misery, and revolution – the Ukraine in 1918: a jaded mother belts her crying child, a one-armed farmer chastises his horse without any reason, columns of faceless soldiers passing by... these scenes are accompanied by the grotesque laughter of a toothless soldier that reveals all the violent madness of World War I.
The opening scenes of the movie 'Arsenal' range among the most impressive pictures that the Soviet silent film era has to offer. It was not for nothing that Sergei Eisenstein held his protective hand over Oleksandr Dovzhenko’s work, whose original task had been to shoot a propaganda movie showing the struggle of the Bolshevik workers of the Kiev-seated munitions factory 'Arsenal' against the bourgeoisie. In point of fact, Dovzhenko does depict the strike, the revolt and the desire for revolution, but he does so in a way that completely undermines state propaganda. His film is much too ambiguous, too complex as it plays with multi-facetted contradictions. In this year’s live movie concert, British composer Bronnt Industries Kapital alias Guy Bartell will incorporate all these facets into his music. Using classical and unusual, analog and digital sources of sound and merging them into a soundtrack which mirrors the contradictions in Dovzhenko’s work, he strikes a chord with an anguished, war-torn generation who has seen the horrors of modern violence.