Die Unschuldsfrage steht auf jedem Etikett, jeder Inhaltangabe, im Kleingedruckten jedes Kontoeröffnungsformulars. Und wenn es Vordrucke für Zwischenmenschliche Begegnungen gäbe, würde sie prophylaktisch vermutlich auch darin zum Abhaken auftauchen. Es ist zum Schlechtwerden und längst überfällig, einen anderen Umgang mit der Unschuld zu finden - vielleicht sogar eine andere Sprache. Um die kämpft die Berliner Band Milliarden auf ihrem neuen Album „Schuldig“ mit aller Macht, allen Beilen, allen Steinen, allen Macheten, aller Wort- und Musikfindungsoriginalität.
„Himmelblick“, die Single-Auskopplung, ist in ihrer Ambiguität ein ohrenreibendes Amuse-Gueule vor dem Album-Hauptgang: zum Mitklatschen folkrockig in der Musiksprache, voller Ekel und Schönheit in der Aussage. Tut es schon weh? Nein? Ist ja sowieso alles egal, über den Wolken, im Flieger über dem Kriegsgebiet. Hauptsache, jemand guckt verliebt. Und, Baby, wenn das nagende Gefühl im Bauch besonders nagt, ficken wir den Tod einfach weg. Es wächst ja wieder Neues heran, das auch irgendwann egal wird. Tut es jetzt weh? Immer noch nicht? Rasch auf die Bordtoilette zum schnellen Sex! Dir, mir, uns, denen, allen ist ja ohnehin alles egal.
Milliarden kommen aus Berlin. Sie sind zu zweit. Auf der Bühne und zur Einspielung von zweimal Ideenrausch sind sie in der Regel mehr als Zwei. Milliarden machen Rockmusik. Sie können aber auch Pop wie weiland XTC. Also vom Feinsten. „Schuldig“, das dritte Album, das, nochmal eingestreut, ihr neues ist, bewegt sich musikalisch und inhaltlich weg von dem was war, hin zu dem was ist. Milliarden sind jetzt, soweit man 2020 eigenständig sein kann, autark, sie haben ein eigenes Plattenlabel gegründet: „Zuckerplatte“. Milliarden sind Ben Hartmann und Johannes Aue.
No King No Crown
Kopf aus, Herz an: eine Einladung an die Seele, die den Ohren leichtfüßig in das Abenteuer folgt. Mit atmosphärischen Beats und berührenden Melodien erzählt die Band No King. No Crown. um den Dresdner René Ahlig von reisenden Gedanken, salziger Einsamkeit und dem, was nach Stürmen zurück bleibt. Aus einem Akustik-Projekt ist eine Band entstanden, die mit ihren Songs die Suche nach vertrauten Brücken einfühlsam interpretiert. Geschichten von Reisen, Hoffnung, Trauer und Nähe. Davon, wie es sich anfühlt, nicht zu wissen, ob man verzweifelt oder glücklich ist – oder beides zusammen. Die unüberhörbaren Wurzeln in der Akustikmusik sprengen in Kombination mit neuen elektronischen Einflüssen die Grenzen der Sprache und entfachen einen melodischen Flächenbrand. No King. No Crown. zeichnet durch das Zusammenspiel verschiedenster Instrumente und feinfühliger Texte stille Bilder. Für Herz und Kopf.