Bösartige Kreise
Eine Kreisbewegung offenbart die Unmöglichkeit einer Annäherung trotz einer zielgerichteten Fortbewegung sehr eindringlich: das Sich-im-Kreis-Drehen, ohne erkennbare Berührung, ohne Möglichkeit, überhaupt in den Bereich des Möglichen gerückt zu werden.
Das Zirkulieren bei gleichzeitig erwünschter, jedoch nie erreichter Berührung, hat in unserer Sprache einen festen Platz. Das „Um den heißen Brei reden“ oder das „Mit der Kirche ums Dorf fahren“ verweist immer auf eine fehlende Ankunft, ein Nicht-Erreichen des Ziels oder einen unnötigen, peinlichen Umweg. Es ist immer Ausdruck einer Verfehlung oder einer fehlenden Entschlossenheit, ganz egal welche Zwänge dafür als Entschuldigung ausgemacht werden können.
Seien es gesellschaftliche, finanzielle oder rein moralische, so ist mit der Anspielung auf eine Umkreisung immer auch eine vermeintliche Unfähigkeit gemeint: die Unfähigkeit, zielgerichtet und konstruktiv zu handeln, während man sich in Widersprüche verwickelt, anstatt aus eigenem Antrieb einem immer wiederkehrenden Zyklus, dem Gefangen-Sein, zu entfliehen.
Oft wünschen wir uns, es solle doch eine völlig neue Realität Wirklichkeit werden. Doch wir haben das quälende Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen, obwohl wir uns – mit Vernunft betrachtet – aus solchen „Teufelskreisen“ lösen müssten, weil wir es können.