Im Laufe ihrer letzten sieben Studioalben durchquerte das in Chicago ansässige Instrumentaltrio RUSSIAN CIRCLES mit seinem sparsamen Repertoire an Schlagzeug, Bass und Gitarre eine umso vielfältigere Topografie von Klängen, Stimmungen und schöpferischen Herangehensweisen. Dabei ist es keineswegs einfach, ihren Sound festlegend zu bestimmen. Denn nahezu jede ihrer bisherigen Platten hört sich wie eine gut kuratierte Playlist an. So sind innerhalb eines einzigen Albums dröhnende Meditationen, umwerfende Prog-Variationen, sowie mitreißende Riff-Orgien zu erhören. Dargeboten mittels eindringlicher Folk-Balladen und spannungsgeladenem Noise-Rock. Doch mit ihrem neuesten Album „Gnosis“ meiden RUSSIAN CIRCLES nun das abwechslungsreiche Terrain ihrer bisherigen Arbeit und bahnen sich einen Weg durch turbulenteste und erschütterndste Landschaften ihres Sounds. Wie bei so vielen Künstlern im Zeitalter von COVID zwangen geografische Hindernisse und Isolation die Band dazu, ihren Schreibprozess vollkommen neu zu bewerten. Anstatt wie bis dahin im Übungsraum aus fragmentierten Ideen komplexe Stücke zu erarbeiten, wurden nunmehr vollständige Songs völlig unabhängig voneinander geschrieben und aufgenommen, bevor sie mit den anderen Band Members geteilt wurden. So dass ihre ursprüngliche Vision erhalten blieb. Während diese Demos die gesamte Bandbreite der verschiedenen Stile der Band abdeckten, wurden die eher filmischen Kompositionen letztendlich zugunsten der körperlich-kathartischen Stücke gestrichen. Obwohl das komplette Album aus der Ferne entwickelt wurde, wurden die Songs mit der gesamten Band aufgenommen, um das Live-Feeling des Materials beizubehalten. Dank dieser, für sie neuen Arbeitsweise, schufen RUSSIAN CIRCLES ihr bisher leidenschaftlichstes und konzentriertestes Werk. Ein Album, das den Exorzismus der von Melancholie und Zurückhaltung geprägten Spannung vorzieht, die ihre früheren Kreationen oft prägten.