Im Sommer 2022 jährt sich das Flugzeugunglück von Überlingen, bei dem eine russische Passagier- und eine deutsche Frachtmaschine kollidierten. Im Juli 2002 war der Autor Teil eines Kamerateams und musste in der Nacht zur Absturzstelle eines Flugzeugunglücks. Auf der Fahrt dorthin wusste er noch nicht, dass es sich dabei um den folgenschwersten Flugunfall in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gehandelt hat.
Fast 20 Jahre nach dem Flugzeugunglück von Überlingen erzählt "Frame" von der Unglücksnacht. Im Mittelpunkt steht ein junger Kameramann, den die eingefangenen Bilder nicht mehr loslassen. Es ist eine Art innerer Bilderwald, in dem er nach Orientierung und einem Ausweg sucht. Aufnahmen werden zu Erinnerungen und umgekehrt.
Die Bilder führen den Kameramann immer wieder auch zu Szenen aus seiner Kindheit. Verhandelt werden darin auch soziale Fragen und Geschlechterverhältnisse:
Wem gehören die Bilder, wem gehört die Kamera, wem gehören die Motive? Welche Erniedrigung erfährt das Motiv durch den Blick des Kameramanns und wie sehr erniedrigt sich der Kameramann beim Blick durch den Sucher? Unter welchen Konditionen veräußert der Kameramann sein Auge?
Nicht nur die Rolle des Kameramanns erscheint zunehmend fragwürdig, auch der Mensch als bestimmendes Subjekt hinter der Kamera.
Der Mikro-Roman "Frame" schafft formale Bezüge zu Texten von Peter Weiss und steht in der Tradition existenzialistischer Prosa aus Frankreich und Russland.
"Frame" ein Mikro-Roman von Thomas Podhostnik
Ein Buch der Parasitenpresse, Köln (Erscheinungsdatum September, 2021)