Im März 2020 legte die Welt bekanntlich eine forcierte Pause von der Live-Musik ein. Da die psychische Gesundheit während der Pandemie zu einem der am meisten verbreiteten Probleme wurde, nutzte Andrew Stockdale von Wolfmother die majestätische Kraft des Rock, die ja alle lautstärkeunempfindlichen Chakren heilen kann, um sich selbst zu helfen. Er ging ins Heimstudio, spielte alle Instrumente alleine ein und schuf das Album „Rock Out“. Die Idee, dass Rock‘n‘Roll ein reines Transportmittel zu einem besseren Ort inmitten der Monotonie des täglichen Lebens ist, wurde zu einer kathartischen Selbsthilfe.
Daraus entstanden ist ein Album, welches musikalisch betrachtet der Zeit von Deep Purple, Cream und vergleichbaren Bands hätte entsprungen sein können. Aber erschienen ist „Rock Out“ nicht in den 70ern, sondern im Jahr 2021. Also hat Stockdale den klassischen Sound an die modernen Gegebenheiten angepasst und eine fettest mögliche Rockplatte produziert, die in einem Heimstudio möglich ist. Dass ihm dabei ein 19-jähriger Student aus der Nachbarschaft geholfen hat, macht es noch brillanter. Der Australier hat sich wohl daran erinnert, wie er vor etlichen Jahren selbst als Novize ins Studio gekommen und den Rock revolutioniert hat. Entstanden sind am Ende „Rock Out“, der Soundtrack für eine imaginäre Stadion-Tour im Jahr 1982, die niemals stattgefunden hat, und einige der besten einfachen Riffmonster-Songs in der Geschichte von Wolfmother, die den Rock’n‘Roll in seiner pursten Form am Leben halten. Inzwischen hat Stockdale natürlich weitergearbeitet und sitzt – wie immer eigentlich – an neuem Material. Aber der Charme dieser Platte, die Wucht dieser so leichthin produzierten Rock-Gitarren-Tracks lassen sich vor allem live wunderbar fühlen. Denn im Sommer kommen Wolfmother endlich wieder zu uns auf Tour, mit den größten Stücken der alten Alben, neuem Material und natürlich mit dem lauten Ausruf „Rock Out“.