Eine genresprengende, zwingende Mischung aus Jazz, ukrainischer Folklore und Electronics
Jazz trifft auf Elektronik trifft auf Folklore – das Frankfurter CONTRAST TRIO hat ein intensives,
tanzbares, und melancholisches Werk geschaffen. Auf „Letila Zozulya“ (auf deutsch: fliegender Kuckuck) findet sich zum ersten Mal auch Gesang. Für sein drittes Album reiste die Band, die als jüngster Preisträger in der Geschichte 2016 den Hessischen Jazzpreis bekam, nach Kiew (!), um dort ein Album zu kreieren, das trotz unterschiedlichster Einflüsse ein homogenes, perfekt durchhörbares Werk geworden ist. Schon auf dem Vorgänger, schlicht „2“ betitelt, hatte das 2006 gegründete Piano-Trio Elektronik mit Jazz vermischt, doch nun gehen sie gleich zwei Schritte weiter: auf „Letila Zozulya“ arbeiten die drei Mittdreißiger nicht nur mit Beats und Synthesizern, sondern auch erstmals mit Chören und Gesang.
Das Klavier ist für die Frankfurter eher Percussions- als Melodie-Instrument. Kaum einmal ist auf
„Letila Zozulya“ ein klassisches Jazz-Piano zu hören. Stattdessen: gezupfte Klaviersaiten, sphärische Vocals, trockene Drumbeats und sogar Disco-Handclaps („Rule“). Das klingt dann nach Dancefloor, und im besten Sinne nach dem in den Neunzigern aufkommenden NuJazz skandinavischer Prägung a la Bugge Wesseltoft.
Die Klang-Verschiebung hin zur Elektronik war für das Contrast Trio fast zwangsläufig. „Wir haben schon immer Techno und Minimal Music gehört, es hat bloß etwas gedauert, bis sich das auch in unserer Musik wiedergefunden hat“, sagt Tim Roth, der zusammen mit Yuriy Sych Haupt-Songwriter ist. Bleibt die leidige Genre-Frage: ist das nun Jazz oder Electro? Für den Bassisten ist es eine Gratwanderung: „Wir spielen Musik, die zugänglich ist, aber komplex, und bei jedem Hören neue Details preisgibt. Auch Leute, die nie zuvor Jazz gehört haben, haben ihren Spaß bei uns.“
Das Contrast Trio verbindet also Jazz, ukrainische Folklore, House und sogar Pop. Eine zwingende Mischung – denn wer diesem bunten Kuckuck beim Fliegen zuhört, wird schnell feststellen: eines der aufregendsten, genresprengenden Alben des Jahres 2018 stammt vom Contrast Trio.
Das CONTRAST TRIO sind:
Yuriy Sych [piano, synthesizers]
Tim Roth [bass, electronics]
Jan Philipp [drums, samples]