20:3021:00
26. Sep
( Literatur )
Eine Reise durch die Zeit mit Kurt Tucholsky
  • Robert Stadlober
  • VVK 14,90, AK 15,-
Es wird alles immer schlimmer, es ist schlimmer als jemals zuvor, solch schlimme Zeiten, das ist ja kaum noch auszuhalten. Und schlimm sind die Zeiten, keine Frage, aber waren sie denn je irgendwann einmal wirklich besser? Ist es nicht vielmehr so, dass sich der ganze Schlamassel immer und immer wiederholt? In schnelleren Kreisen vielleicht, aber grundsätzlich doch immer gleich? Und fehlt uns möglicherweise einfach nur die weite Perspektive, um diese ständig um uns wirbelnden Schlamassel, Kreise als solche zu erkennen und dann möglicherweise ihre Laufbahn endlich einmal zu ändern oder ihr Gekreisel gar zu unterbrechen?

Hier kann oft die Literatur helfen und noch öfter die Musik. In unserem speziellen Falle Kurt Tucholskys Gedanken zum Zeitenlauf und Melodien, die sich Robert Stadlober aus dem Chaos Gekreisel gefangen hat und über Tucholskys bereits über hundert Jahre alte Überlegungen legt.

Es geht um die Unmöglichkeiten des menschlichen Umgangs. In Liebesdingen wie in Dingen des Hasses, um die Sinnlosigkeit von Gewalt und die Hoffnungslosigkeit von Politik die sich über Gewalt zu vermitteln sucht. Es geht um die Sehnsucht nach einer Art richtigem Leben und um den immerwährenden Kampf der Vielen um ein kleines Stück vom Ganzen. Und Robert Stadlober singt, spricht und ruft uns ins Gedächtnis, dass sich eben so viel nicht verändert hat, seit Kurt Tucholsky sagte: „Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut.“ Bestimmt sind unsere Zeiten nicht wirklich schlimmer, aber besser sind sie mit Sicherheit auch nicht.

Robert Stadlober ist ein echtes Multitalent: Er ist Sänger einer Rockband, kann Gitarre und Mundharmonika spielen, weiß aber auch mit Geige und Trompete etwas anzufangen. Und er betreibt sogar sein eigenes Independent-Label. Dennoch dürfte Stadlober den meisten eher aufgrund seiner schauspielerischen Leistungen in Erinnerung geblieben sein: Spätestens seit seinem Auftritt in Leander Haußmanns „Sonnenallee“ und seiner starken Performance in „Crazy“ hat sich der gebürtige Österreicher in der deutschen Kinolandschaft fest etabliert.
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