Ein Abend mit der Jazz-Legende Günter Baby Sommer.
Den musikalischen Teil bestreitet Sommer gemeinsam mit Flo Lauer (u.a. Axiom, Zur Schönen Aussicht, Peuker 8, Mathis Nicolaus Bigband).
Dazwischen berichtet Günter Baby Sommer im Gespräch mit dem Kulturjournalist und Kulturveranstalter Mathias Bäumel von seinen
Erfahrungen als Künstler in der DDR (und darüber hinaus).
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Günter Baby Sommer ist einer der bedeutendsten Vertreter des Zeitgenössischen europäischen Jazz, welcher mit einem hoch individualisierten Schlaginstrumentarium zugleich eine unverwechselbare musikalische Sprache entwickelt hat.
Sommer wurde 1943 in Dresden geboren und studierte an der Hochschule für Musik ,Carl Maria von Weber‘.
Seine musikalischen Beiträge zu den wichtigsten Jazzgruppen der DDR wie dem Ernst-Ludwig-Petrowksy-Trio, dem Zentralquartett und der Ulrich Gumpert Workshopband ermöglichten Sommer den Einstieg in die internationale Szene. So arbeite Sommer nicht nur im Trio mit Wadada Leo Smith und Peter Kowald sondern traf mit so wichtigen Spielern wie Peter Brötzmann, Fred van Hove, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Cecil Taylor zusammen. Sommers Solospiel sensibilisierte ihn für Kolloborationen mit Schriftstellern wie Günter Grass.
Sommers Diskografie umfasst über 100 veröffentlichte Audio-Datenträger. Als Professor an der Musikhochschule in Dresden nimmt er Einfluss auf die professionelle Vermittlung des zeitgenössischen Jazz an die nachfolgenden Generationen.
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Mathias Bäumel, Jahrgang 1953, kam durch Konzerte von Klaus Lenz und dem Jazzensemble Studio 4 in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre zum Jazz. Erstmals Anfang der siebziger als Mitglied eines Studentenklubs half er, Jazzkonzerte zu veranstalten, ein Hobby, das ihn seither nicht mehr losließ; von Ende 2000 bis Ende 2008 war er ehrenamtlicher Programmchef des Jazzclubs Neue Tonne Dresden.
Seine diesbezügliche Überzeugung: Überall dort, wo öffentliche Gelder im Spiel sind, sollte es um Vielfalt und innovatorische Qualität gehen, nicht aber um das Vorantreiben der »Event«-Kultur oder um immer wieder neue Apotheosen des bereits Bekannten oder Berühmten. In dieser Funktion war er bestrebt, das Besondere und So-noch-nicht-Gehörte in den Dresdner Musikalltag zu integrieren – sowohl im herkömmlichen Monatsprogramm als auch im Rahmen des bis 2010 existierenden JAZZWELTEN-Festivals.
Denn immer noch gilt: Nur das, was dem Publikum an Vielfalt und Innovation angeboten wird, kann es wertschätzen (lernen). Bäumel zugespitzt: »Wer als öffentlich geförderter, gemeinnütziger Veranstalter immer wieder auf die Erfolgsnummern setzt, betreibt Anti-Kultur. Denn er enthält dem Publikum jeweils Neues und Interessantes vor, anstatt dazu beizutragen, es mit dem gesamten und vielfältigen Reichtum des Jazz und der jazzverwandten Musik bekannt zu machen. Das Konzert und die CD nicht als Bedürfnis- sonders als Bedürfnisweck-Anstalt – diese Sichtweise sollte wieder mehr in den Vordergrund treten.«
Bäumel schreibt seit vielen Jahren journalistische Artikel über Jazz, Rock und die Verbindung von Musik zu anderen Künsten für Tageszeitungen, Jazzmagazine und Bücher. Er hielt Seminare zur Jazz- und Filmkritik.