Der britische Keyboarder JOE ARMON-JONES (Mitbegründer von Ezra Collective) legt eine ähnlich mitreißende Fusion aus Jazz und Soul vor wie sein berühmter US-Kollege Kamasi Washington. Sein Debüt „Starting Today” (via Brownswood Recordings) funktioniert nämlich ungefähr genauso wie die Musik des großen Saxofonisten. So hat Armon-Jones auch offenkundig keine Angst vor der gestrengen „Jazz-Polizei”, die unerbittlich klare Abgrenzungen fordert. Seine Stücke sind ambitionierter Jazz und lässige Sommermusik zugleich – und damit Teil einer Neudefinition des traditionsreichen Genres. Freifließende Sound-Expansionen ertönen neben (fast schon) konventionell daherkommenden Soul-Jazz Nummern, die dann irgendwo auf den Dub-Bass oder irgendwelche Klänge Afrikas treffen – immer in Bewegung. Nachdem DJ und Labelchef Gilles Peterson so begeistert war, die aktuelle Londoner Jazzszene mit der Compilation „We Out Here” zu dokumentieren, auf der der Pianist Joe Armon-Jones mit „Go See” überzeugt, bringt er nun auf Peterson’s Label Brownswood Recordings seinen Solo-Zweitling „Turn To Clear View“ (VÖ: 20.9.2019) heraus. Die Basis für seinen Hybrid aus Jazz, Funk, Dub und Hip Hop ist ein rhythmisches Geflecht aus pluckerndem Bass und einem laid-back gespielten Schlagzeug. Die coole Lässigkeit des Soundsettings, bei dem Armon-Jones die Strippen zieht, wird stets aufgebrochen durch musikalische Feuerwerke und den emotionalen Ausdruck der Bläser. Diese Musik hat einen unwiderstehlichen Flow und schafft mühelos den Spagat aus herrlich relaxed und energisch zupackend.