Es ist spät nach Mitternacht, noch vor Dämmerung. Der Abend war berauschend, Du hast viel erlebt in den Nachtstunden zuvor, kommst nach Hause und dann.. Ein schneller Blick aufs Phone, IG-stories checken, ein Selfie mit Freunden vom Abendessen davor und vielleicht ist das Foto vom vollem Floor in deinem Lieblingsclub mit dem Resident-DJ gut genug um es noch auf FB zu posten..?
Aber.. Moment! In der Zeit, in die wir uns am Clubsamstag in Bad Schandau begeben werden, konnte der werte Clubbesucher nach durchgezechter Nacht sich die ganze Socialmedia-Arie sparen (Smartphones wurden erst ca. 20 Jahre später zum unbedingten Nachbegleiter). Denn Mitte der Neunziger gab es auf einmal spät nachts nach Sendeschluss im linearen Fernsehen etwas, was eindrucksvoll in europäische Mediengeschichte einging und damals der aufblühenden Chillout-Kultur des Clubbings entgültig die Krone aufsetzte: die Space Night.
Es mag sich ein wenig elitär anhören, aber wer es damals live mitbekommen hat – soll sich glücklich schätzen; andererfalls muss man hier von einer subkulturellen Bildungslücke sprechen. Mit der Space Night bekam man eine eine einmalige Art Bildungsfernsehen. Wer damals nachts aus welchem Grund auch immer den TV-Empfänger aktivierte (anfangs noch auf BRalpha, später auch BR3) konnte audiovisuell und extrem spacig in die Tiefnacht chillen.
Für die Nichteingeweihten: Auf eine Initiative vom Bayrischen Rundfunk began man 1994 statt damals der üblichen Nacht-Sendepause mit Ausstrahlung der NASA – (später auch ESA) – Weltraumbilder (damals noch im 4:3 TV-format, teils noch auf 16mm gedreht). Diese wurden begleitet von sphärischer, deeper elektronischer Musik. In Verbindung mit dem Footage bildete die Sendung ein erstaunlich ästhetisches und homogenes Ganzes. Genau damit is es den Konzeptgebern des BR ein grosser Wurf weit über den Status des üblichen Pausenfüllers gelungen; das Format avancierte schnell in der europäischen Clubszene unter deren Clubgängern zum TV-Kult. Anzumerken ist es auch, dass das ursprüngliche Sendekonzept es bis in die 2000er schaffte, bevor es danach inhaltlich mehrfach geändert wurde (auch aufgrund der digitalen Umwälzungen in der Medienlandschaft, der digitalisierung sowie urheberrechtlicher Probleme).
Am 5. Oktober reisen wir in die Zeit der Space Night zurück. In der
Therme in Bad Schandau zeigen wir damalige Original-TV-Mitschnitte der Sendungen (4:3, PAL, VHS) und legen die Musik auf, die damals auf Vinyl erschienen ist und während der Sendungen erklang, ergänzen es in einem gemeinsamen DJ-Abend zweier Space Night – Fans der ersten Stunde: ELEKTROSALZ und STACHY.DJ mit dem zeitgeistlichem Sound der damals so reichhaltig ideenreichen und diversen Elektronik der 90´er und des Milleniums.
Wir sehen uns im All.