Kassetten, Krach und Kunst in der Subkultur vor dem Mauerfall
Beiderseits der Konfrontationslinie des Kalten Krieges entwickelten sich inspiriert von Punk und Post Punk vibrierende Szenen unabhängiger Selbstverwirklichung mittels Sound, der im Eigenvertrieb auf Kassetten in die Zirkulation gebracht wurde. War es im Westen eine Euphorie des DIY, standen im Osten der Subkultur gar keine anderen Mittel zur Verfügung und mit der ersten Vervielfältigung bewegte man sich bereits auf illegalem Terrain. Bereits Ende der Siebziger hatte sich eine Szene entwickelt, die sprachexperimentell, mehrmedial oder performativ arbeitete. Mit Punk aber erfuhr alles eine Radikalisierung, stets bemüht, die neuesten Strömungen zu den beschränkten DDR-Bedingungen umzusetzen. Ergebnisoffen wurde dabei zwischen Genres oder Stilen gesprungen und die Akteure hatten sich oft von Staat und Gesellschaft innerlich längst verabschiedet; äußerlich sowieso. Angetrieben von allgegenwärtiger Langeweile, ausgestattet mit viel Zeit und frei von ökonomischen Zwängen bzw. Möglichkeiten, wurde ohne finales Produktbewusstsein laboriert und fast nie veröffentlicht.
Erst die partielle Öffnung mit einsetzender System-Agonie Mitte der Achtziger änderte die Wirkungsbedingungen.
Danach gingen viele neue Wege, von denen manche gen Rammstein, andere wiederum gen Raster-Noton oder Bands wie To Rococo Rot und Tarwater führten.
19 Uhr
Ausstellungseröffnung Cover Art
19.30 Uhr
Alexander Pehlemann aus Leipzig, Herausgeber des Magazins Zonic und mehrerer Zonic-Spezial-Bücher zur Subkultur hinter dem Eisernen Vorhang, stellt das Thema mit Sounds, Filmen und Bildern vor.
21 Uhr
Konzert:
Der Schlagzeuger von Zwitschermaschine: ein Projekt von Wolfgang Grossmann, Drummer der Zwitschermaschine, jener 1980 von den Kunststudenten Cornelia Schleime und Ralf Kerbach gegründete Dresdener Artpunk-Band, die auch durch die Beteiligung an der 1983 illegal in Westberlin erschienenen LP „eNDe. DDR von Unten“ legendär wurde. Arrangiert u.a. mit Ex-Mitgliedern von Kein Mitleid, Automatic Noir, Rosengarten und Think About Mutation oder aktuellen von Herbst in Peking, performen sie Songs des Dichters Michael Rom, damals dritter Zwitschermaschine-Sänger neben Cornelia Schleime und Groß-IM Sascha Anderson. Spezialgast: der Künstler und Zwitschermaschine-Mitbegründer Ralf Kerbach an der Guitar.
Rosa Beton: Ostberliner Punklegende mit deutlicher New Wave-Tendenz, featuring Thomas Wagner von Herr Blum in frühester Jugend. Ihre catchy-nervösen Songs von 1983, überliefert auf einer damals herumgereichten Kassette, wurden u.a. von der Edition Tapetopia wieder zugänglich gemacht, zugleich aber auch neu eingespielt und dabei mit einem post-punky elektronischem Schliff versehen, der vehement auf den 80s-Dancefloor zieht.
23.30 Uhr
Post Punk-Party Ost/West mit Zonic Zound Zystem