19:0020:00
30. Mär
( Konzert )
Milliarden
  • Milliarden
    Salo
  • Indie-Pop
  • VVK 29,20
Milliarden. Das sind viele. Auch wenn bei Veröffentlichung ihres vielgelobten Debütalbums „Betrüger“ oft von einem Duo die Rede war, waren sie das eigentlich nie. Auch eine Band ist irgendwie zu wenig. „Wir sind mehr ein Klan, eine Familie“, sagen Ben Hartmann und Johannes Aue. Und so vielbemüht das Prinzip einer Gang, einer Posse, in der Popkultur gerade auch ist, hier scheint es völlig zu stimmen. Es ist der Ton in ihren Stimmen, die Farbe ihrer Blicke. Es ist die tiefe Ernsthaftigkeit, mit der sie immer wieder erzählen, von ihrem Netzwerk, ihren Freunden, von den Menschen, ohne die sie keine Musik, keine Kunst machen könnten.

Milliarden sind also viele, wie viele genau kann keiner der beiden sagen. (Wie gut, dass sie eine mögliche Antwort bereits im Namen tragen.) Doch auch wenn Ben und Johannes so wunderbar leidenschaftlich darauf bestehen, nicht allein Milliarden zu sein, so sind sie doch das Epizentrum, der Ursprung, die Quelle. Sie schreiben die Lieder. Lieder voll Liebe, voll Verzweiflung, voll Rausch, voll Selbstaufgabe. Unruhige Lieder. Lieder, bei denen sich beim Mitsingen die eigene Stimme überschlägt. Aufrichtige Lieder. Brutale Lieder, die dir alle Knochen brechen und dich anschließend ins Krankenhaus fahren und dich zudecken. Oder auch nicht. Lieder, die dich allein lassen.

Dann wieder Lieder, die dich küssen wollen, bis die Lippen blutig sind. Lieder für Menschen, für die niemand Lieder schreibt. Lieder für dich. Lieder, die für Punk zu leichtfüßig und melodiös sind und für Pop zu rau. Lieder, die wohl selbst beleidigt wären, wenn man ihnen vorschnell ein Genre aufdrückt, Lieder, die mit aller Macht versuchen aus dem Tonträger, aus der Festplatte, aus deinem verdammten Handylautsprecher auszubrechen. Immer leicht schiefe Gassenhauer, die knarzen wie Kneipendielen und die auf die Bühne gehören. Wo Milliarden aber zum Glück eigentlich sowieso immer sind. Immer immer. Zwischen verzerrten Gitarren und übersteuerten Synthesizern steht Ben dann mit abgesplittertem roten Nagellack da und liebt und leidet vor unseren Augen so echt und unmittelbar, dass man noch in der letzten Reihe denken kann, man schmecke seinen Schweiß in der Luft.

Corona und die dadurch mannigfaltig aufkeimendenen Expermimente zwischen improvisiertem Picknick-Openair im Industriegebiet und Streamingsession im virtuellem Nirwana, mal ohne und mal mit Publikum im kaum kalkulierbarem Rahmen, bewegten sie dazu, die bereits komplett eingetütete Clubtour zum 2020er Album "Schuldig", die der nächste große Schritt werden sollte, direkt nochmal neu zu denken? Also alles nochmal auf Anfang und 2022 nochmal da begonnen, wo sie ihre Wurzeln sahen. "Aufbau" war das neue Motto! Einfach mal schaun, was nach den Lockdowns noch so geht. Aus Shows in großen Sälen wurden kleine, wilde und schwitzige Clubkonzerte, auch in Dresden. Zwei Nächte lang rockten sie die Groovestation in Grund und Boden, und der Mut kam zurück! Also neuer Anlauf - die Stadt rockt noch und ist mit ihnen! Und so kann es nach dem Aufbau Teil 1 nun den ursprünglich geplanten Schritt weiter gehen. Wir freuen uns, die einst bereits im Beatpol geplante Sause nun final doch steigen zu lassen, Dresden ist reif dafür und die Milliarden heiß darauf! Na udn daß sie eine der besten Livebands dieses Landes sind, das solltet ihr ja mittlerweile mitbekommen haben!
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