Die Welt ist aus den Fugen geraten, und auch Mine wird sie nicht zurechtrücken können. Muss sie aber auch nicht. Will sie gar nicht. Lieber lautmalert die Mainzerin ihre persönlichen Fixsterne in den Himmel, an denen wir unsere Kompasse abgleichen und zwischenmenschlichen Kosmen korrigieren können.
Seit zwei Jahren reist Mine mit intimen Ich-Geschichten umher, die zum Über-sich-Nachdenken anregen. Sie spielt von Hamburg über Berlin bis München Konzerte. Ist bei TV Noir zu sehen. Beglückt manche. Begeistert andere. „Die Kunst steht dabei immer an erster Stelle“, betont sie. „Das Projekt soll gesund wachsen“. Das gelingt: Jenseits jeder Genreschubladen flirren über starke Klaviermelodien auch mal experimentelle Omnichordklänge durch ihre Songs. Dazu deuten treibende Drums, minimalistische Gitarrenriffs und Chorgesänge eine geisterhafte Epik an.
Diesem unaufdringlichen Songwriting, den feinmaschigen Klangteppichen und Mines starker Stimme merkt man die Erfahrung an. Nicht nur mit Band, auch mit Orchester hat sich die Mitzwanzigerin bereits auf der Bühne erprobt. Durch Crowdfunding finanziert, widmete sich Mine ein Jahr lang dem erneuten Arrangement ihrer Songs. Schließlich inszenierte sie mit 45 Musikern Mine-Musik im opulenten Gewand. Inzwischen flicht sie Anleihen zum Jazz und Folk ebenso gekonnt in ihre elektronischen Songs ein wie Elemente des HipHop. Nicht umsonst hat Samy Deluxe sie für den Track „Offenes Herz“ seiner neuesten Platte „Männlich“ in die Hook geholt. Die behutsame Art, mit der MineMusik macht, folgt nicht dem Ziel, Großes zu bewegen. Ihr gelingt Wichtigeres: Rückbesinnung auf unsere intimen Gedankenwelten. Auf uns.