MINUA trafen zum ersten Mal 2014 in einem fensterlosen Raum des alten Jazzkonservatoriums in Basel aufeinander. Die Kombination der drei Musiker lag auf den ersten Blick nicht auf der Hand: Fabian Willmann spielte damals Saxofon, Luka Aron und Kristinn Kristinsson sind Gitarristen – und die beiden letztgenannten waren schnell der Überzeugung, dass Willmann eigentlich für die Bassklarinette bestimmt war. Diese Eingebung war instinktiv, aber genial: Die drei Studenten schufen bald darauf einen einzigartigen Klang, der, im Gegenteil zu ihrem engen, stickigen Proberaum, weiträumig, aufgeräumt und bisweilen transzendent anmutete. "Es hat einfach Klick gemacht. Es klang sofort gut. Wir suchten nach einem Namen, landeten bei Minua und spielten unser erstes Konzert ziemlich genau nach der ersten Probe. Ein paar Monate später waren wir auf Tour."
Diese frühe, intuitiv gelegte Basis bewährt sich nun seit fast einem Jahrzehnt: Minua veröffentlichten zwei Alben und eine EP und spielten Konzerte auf der ganzen Welt.
Dann hört Nils Frahm die schweizerisch-isländische Band und war derart begeistert, dass er sie prompt für sein Label "Leiter" unter Vertrag nahm, auf dem er seine eigenen Produktionen, aber auch Künstler*innen wie Anoushka Shankar, das Moses Yoofee Trio und ausgewählte andere veröffentlicht. 2023 erschien daher Minuas Album "Irradiance" bei Leiter, das auch ein neues Bandmitglied vorstellte – den Euphoniumspieler Raphaël Rossé.
Ihr neues Werk "Irradiance" zeigt, dass sie nichts von ihrem rastlosen Appetit auf das Unkonventionelle verloren haben. Ihr Debütalbum „In Passing“ (2015) erinnert phasenweise an Mark Hollis‘ Soloalbum, während „Simulacra“ (2021) bisweilen klingt, als würden Sunn O))) mit mittelalterlicher Musik experimentieren – und doch scheinen beide Werke im Hier und Jetzt verortet. "Irradiance" behält diese Qualitäten und die unverkennbare Wärme bei, klingt jedoch innovativer und einladender: Eine verführerisch-meditative, zurückhaltende und doch originelle Mischung aus Klassik, Jazz, Ambient, Folk, Drone und vielem mehr, das sich einer klares Festschreibung erfolgreich entzieht.
Die Bandbreite der musikalischen Einflüsse ist so vielfältig wie die Orte, an denen die Musiker derzeit leben. Kristinsson wohnt in Reykjavík, Willmann in Berlin, Aron studiert an der Königlichen Hochschule für Musik in Stockholm und Rossé lebt nach wie vor in Basel, wo er die anderen an der dortigen Musikakademie kennengelernt hat. Nichtsdestotrotz vereinen sie gemeinsame Werte. Diese Verbundenheit zeigt sich in "Irradiance", das durch seine diskrete Originalität verblüfft. Was in einem fensterlosen Raum begonnen hat, öffnet nun Türen ins Weite. Minua mögen leise sein, hinterlassen aber einen bleibenden Eindruck.