Ein Bericht über die Situation (weiblicher) Geflüchteter und Migrant*innen in der Türkei In den letzten Jahren, seit und bereits vor Beginn der sogenannten „Flüchtlingskrise“ hat Europa Milliarden investiert, um seine Außengrenzen in unüberwindbare Mauern zu transformieren. Der am 20. März 2016 vereinbarte EU-Türkei-Deal ist Teil der Abschottungspolitik der EU. Seine Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Geflüchteten und Migrant*innen sind dramatisch – fehlender Schutz, mangelnde Unterstützung, Illegalisierung und schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen prägen ihren Alltag. Besonders schwer trifft es dabei Frauen*, welche oftmals die alleinige Verantwortung für das finanzielle und sonstige Wohlergehen der Familie tragen. Zudem werden sie aufgrund ihres Geschlechts regelmäßig und in sämtlichen Lebensbereichen diskriminiert, erniedrigt und ausgenutzt und werden so regelmäßig Opfer physischer und psychischer Gewalt. Ein weiterer, für syrische Frauen (größte Gruppe Geflüchteter) relevanter Aspekt ist ihr rechtlicher Status. Syrer*innen erhalten in der Türkei lediglich sogenannte temporary protection, ein Status, welcher als vorübergehende Aufenthaltserlaubnis und ohne Verfahren bzw. bestimmte Kriterien erteilt wird und entsprechend von geringem rechtlichem Wert ist. Dieser Status geht mit extremen Beschränkungen und gravierenden Unsicherheiten einher. Er bietet Schutzsuchenden nach Verlust sämtlicher persönlicher Ressourcen durch die Flucht kaum die Möglichkeit, Perspektiven eines selbstbestimmten, lebenswerten Lebens in der Türkei zu entwickeln und so ein „neues Leben“ zu beginnen. Für ehemalig Oppositionelle oder Kriegsverweigerer kann der Umstand, kein Asyl beantragen zu können, den Tod oder lebenslange Haft und Folter bedeuten. Im Falle einer Beendigung des Schutzstatus würden sämtliche in der Türkei lebenden Syrer*innen kollektiv abgeschoben werden. In dem Vortrag „auf Dauer zu Gast“ wird ein Mitglied des Vereins Wothouq e.V. zunächst einen kleinen Einblick in die rechtliche Situation Schutzsuchender und Migrant*innen in der Türkei sowie zur gesellschaftlichen und politischen Stimmung vor Ort geben. Aufgenommene Nachrichten von in der Türkei lebenden Geflüchteten werden helfen, die Situation und die alltäglichen Herausforderungen besser zu verstehen. Abgeschlossen werden soll die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung des geplanten Wothouq – Legal & Community Centers Izmir – ein Projekt, welches zum Ziel hat, weiblichen* Geflüchteten und Migrantinnen durch rechtliche, soziale und psychologische Unterstützung in der Durchsetzung, dem Schutz und der Wahrnehmung ihrer Rechte zu assistieren und dadurch ihre Lebenssituation grundlegend und nachhaltig zu verbessern.