20:00
28. Nov
( Diskussion / Vortrag )
Popmusik als Medium gesellschaftlicher Transformationen
  • Eintritt frei
Popmusik als Medium gesellschaftlicher Transformationen. Diskotheken und ihr Beitrag zum sozialen Wandel nach 68 und vor 89 in der BRD und der DDR

Popmusik hat einen bislang oft übersehenen Anteil an den gesellschaftlichen Transformationen in West- und Ostdeutschland. Ausgehend von dieser These werden wir gemeinsam mit Anne-Kathrin Hoklas, Dominik Schrage und Holger Schwetter diskutieren, wie sich gesellschaftliche Transformationsprozesse über subkulturelle Kontexte ihren Weg bahnen können. Im Westen trug Popmusik zur Verbreitung der Alternativkultur weit über die kleinen studentischen Milieus bei, die für „68“ stehen – und auch im Osten trug die von Jugendlichen favorisierte Musik dazu bei, die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen in der DDR weit über kleine dissidente Kreise zu verbreiten, sie trug damit auch zu „89“ bei. Was sind insbesondere die Wechselwirkungen zwischen musikalischer Form, der Diskothek als Wahrnehmungsraum und den sozialen Beziehungen und Verhältnissen der sie nutzenden Alternativkulturen? Verbinden werden wir dabei soziologische und musikwissenschaftliche Perspektiven. Popmusik (verstanden in einem übergreifenden Sinne, d.h. Genres vom psychedelischen Rock bis zu Punk und New Wave umfassend) gehörte seit den 1960er Jahren zu den wichtigen Bestandteilen subkultureller Lebenswelten und alternativer jugendlicher Milieus in Ost- und Westdeutschland. Für diese zahlenmäßig wachsenden und kulturell immer einflussreicheren Gruppen standen bestimmte Musikstile für eine den herrschenden Verhältnissen gegenüber kritische Haltung, sei es in West oder Ost. Diese Haltungen manifestierten sich indes weniger in Form von gesungenen politischen Statements, sondern weit eher in einem neuartigen Körper- und Zeitbewusstsein, das sich z.B. in alternativen Vergemeinschaftungsformen oder neuen Entwürfen einer freien Individualität äußerte. Diskotheken als Einrichtungen und Veranstaltungen, bei denen Musik von Tonträgern in hoher Lautstärke zum hören und tanzen dargeboten wurde, waren dabei ein wichtiger Ort des Kontakts mit einer Alternativkultur und der Einübung und Verbreitung der für sie kennzeichnenden Einstellungen, Verhaltensweisen und Selbstentwürfe.
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