Eine Postkarte aus Beirut bekommt man nicht alle Tage, denn obwohl die Stadt lange als das Paris des Nahen Ostens galt, ist sie heute nicht unbedingt ein gängiges Touristenziel. Beirut ist eher als Thema der Abendnachrichten in unserem Bewusstsein, der Libanon mehr Krisenherd denn Kulturzentrum. Kein Wunder also, dass eine Gruppe aus Beirut erstmal neugierig macht. Der Band Postcards ist zudem mit ihrem Debüt ein Dream-Pop-Album in Vollendung geglückt. Im Januar 2020 folgt das zweite Album „The Good Soldier“. Im Falle der aufstrebenden Band liegt es auf der Hand, den Reiz des Exotischen zu beschwören, doch würde man damit den Postcards keinesfalls gerecht. Ihr markanter Dream-Pop verrät seine Herkunft nie, tönt vielmehr so, als wäre er vom Campus eines US-Colleges ausgebüxt. Melodischer Feinklang trifft auf den genretypischen Gitarrensound und den Gesang von Julia Sabra, die ihre Verlorenheit und Sehnsucht fast beiläufig ins Mikro haucht. Sie erzählt zum Beispiel in einem der früheren Songs “All the places we will go” von den oft so schwer erfüllbaren Träumen einer Gruppe, die mit ihrer Musik so gerne hinaus in die Welt ziehen würde - wenn es denn nicht so schwierig wäre, von einem Land wie dem Libanon aus, die dafür fast überall nötigen Visa zu bekommen. Sie sehen genauso aus, wie ihre Altersgenossen in Europa oder den USA und sie träumen die gleichen Träume. „Bei uns im Libanon mag das Leben manchmal chaotisch sein, weil vieles nicht funktioniert”, sagt Pascal, „aber uns erscheint das völlig normal. Jeder versucht sein Leben so gut wie möglich zu organisieren. Wichtig ist, dass Du einen guten Freundeskreis hast.” Wie lebt man mit dem Bewusstsein mitten in einer Krisenregion zu wohnen? „Wir reden schon miteinander über das, was um uns herum passiert, aber konzentrieren uns vor allem darauf, weiter zu machen. Wir haben den Krieg ja nicht mehr selbst erlebt.” Deswegen habe die junge Generation auch eine positivere Lebenseinstellung als viele Ältere im Land. Wieso sie so westlich klingende Musik machen? „Für uns ist es die Musik, die wir selbst mögen. Wir hören nicht viel arabische Musik, das ist auch kein Wunder, denn wir sind schon auf der Schule vor allem auf Englisch oder Französisch unterrichtet worden”, erzählt Julia, „abgesehen davon singen auch viele deutsche Bands auf Englisch. Unsere Texte handeln dennoch von unserem Alltag in Beirut.” Im Januar 2020 veröffentlichen Postcards ihr zweites Album „The Good Soldier“.