ROMEs musikalische Welt ist einzigartig. Traditionelles Songwriting-Handwerk wird mit raffinierter Poesie und ungewöhnlichen Arrangements in apartem Stilmix veredelt. Kann man in den ersten Werken von ROME noch deutliche Einflüsse aus den Genres Industrial und Darkfolk erkennen, zeigen die Alben „Flowers from Exile“ (2009) und „Nos Chants Perdus“ (2010) einen Schwenk hin zu französischem Chanson und amerikanischem Folk. Diverse musikalischen Traditionen vermischen sich: Der Chanson seiner erklärten Vorbilder Jacques Brel und Léo Ferré, trifft mitunter auch auf kühle Rock- und Wave-Einflüsse wie etwa von Joy Division und New Model Army. ROME beschrieben ihren Stil dabei gerne als „Chanson Noir“. Die Experimentierfreudigkeit des Luxemburger Songwriters und Masterminds hinter ROME hat nicht nachgelassen, im Gegenteil. Und so kehrt ROME auf seinem neuen Album vom No-Wave Folk zurück zum martialischen Neo-Folk seiner Wurzeln. Reuters Songs – meist als Teile genreübergreifender Konzeptalben – vermögen live gleichermaßen Geschichts- und Kulturinteressierte, wie auch tanzwütige Indierocker, Goths und Punks zu überzeugen.
Jerome Reuter ist ein Getriebener mit immensem musikalischen Output. Mit „Le Ceneri di Heliodoro“ (Die Asche des Heliodoro) bringt er bereits sein 13. Album heraus. Die letzten Alben sind allesamt auf dem Dark Alternative Label Trisol Music erschienen. ROME beschäftigt sich in seinen Texten oft mit historischen und gewichtigen Themen, spickt sie mit Versatzstücken aus der Literatur. So finden sich Zitate von Brecht bis Jünger, von Camus bis Celine, von Burroughs bis London.
Auf „Le Ceneri di Heliodoro“ geht ROME insbesondere heikle, hochaktuelle Themen an. Dabei scheut Reuter keine Provokation und Zweideutigkeit. Er setzt sich mit Europas bröckelnder Einheit, der fragilen Verwandtschaft all der unterschiedlichen europäischen Nationen und auch deren Beziehung zu den USA auseinander. Fragen von Kontinuität und Identität, die dieses prekäre Jahrzehnt geprägt haben, hinterlassen sichtlich einen Eindruck auf Reuter. Was uns der mysteriöse Heliodoro, ein Gelehrter aus der griechischen Hochkultur und je nach Sichtweise Dämon oder Prophet, dabei sagen will, lässt Reuter in seiner Neofolk-Tour de Force offen. Es ist ein düsteres Bild, das ROME in seinen melancholischen Folksongs zeichnet. Das neue Album ist also einmal mehr eine Hommage an Reuters Markenzeichen der Verlorenheit und des Außenseitertums.
Die Single „One Lion’s Roar“, eine stolze, vitalistische Outcast-Hymne, verkürzt die Wartezeit bis zum Album-Release. Ein Löwe, bei ROME meist loyaler Dissident und stolzer Außenseiter, ist Emblem und Schutzpatron der Band.