Bevor die nächste Platte seiner Band „Die Höchste Eisenbahn“ rauskommt, hat Moritz Krämer ein Doppelalbum aufgenommen, über ein Thema, das uns alle betrifft, aber selten im Plattenregal zu finden ist: Verträge. „Ich hab einen Vertrag unterschrieben 1&2“ ist der Monolog eines düpierten Erzählers. Er glaubt hinters Licht geführt worden zu sein und schreibt Briefe an seinen Vertragspartner. Er will seine Schulden begleichen und überlegt nun wie er sich aus der Verantwortung stehlen kann. Dabei sieht er nochmal zurück, zur Seite, nach vorn, verliert sich und vergisst, was er eigentlich wollte. Das klingt kompliziert. Bei Krämer klingt es ganz einfach: „Wenn dein Deal ein guter ist, wieso musst du mich dann zwingen?“ oder „Ich hab einen Vertrag unterschrieben, aber die Zeiten ändern sich.“ Mal erklingt es auf der Platte wie Whitney oder Andy Shauf, wenn ein trockener Beat unter warmen Streichern begraben wird, mal wie Kevin Morby, Wilco oder Courtney Barnett, mal erinnern die Arrangements mit Bongos, Motownstreichern und Beatlesbass an Hymnen von Curtis Mayfield oder Gladys Knight, durch das Klavierspiel an Randy Newman oder Todd Rundgren. Am Ende ist es immer Krämers Stimme und seine Art zu singen, die den Sound der Platte ausmachen, die die deutsche Sprache so leicht und melodisch klingen lassen. Dabei ist „Ich hab einen Vertrag unterschrieben 1&2“ keineswegs ein Album über juristische Schriftstücke, sondern über Liebe, Streit und Versöhnung. Insofern unterscheidet sich Krämer thematisch nicht von Matthias Schweighöfer oder Max Giesinger, sie drücken sich nur unterschiedlich aus. Bei Schweighöfer heißt es: „Immer wenn ich dich singen hör, kommt alles Gute von selbst“, bei Krämer klingt Glück so: „Es gibt einen der als Erster ankommt, und Kinder, die auf Rollschuhen vorbeifahren.“