Das Kodian Trio kann man getrost als Speerspitze einer sehr dynamischen und hyperaktiven, modernen, europäischen Free Jazz Szene bezeichnen. Die Formation eint den belgischen Ambient Gitarristen Dirk Serries, der sich seit einigen Jahren, nicht zuletzt durch sein Label New Wave Of Jazz ein wichtiger Multiplikator der Impro-Szene Zentraleuropas ist, den britischen Ausnahmedrummer Andrew Lisle und Colin Webster, einen der herausragenden Saxophonisten dieser Tage. Der in London lebende Colin Webster etablierte sich schnell in der europäischen Avantgarde-Szene. Webster arbeitet mit einem breiten Spektrum an Kollaborateuren zusammen und ist dafür bekannt, sich in einer extremen Klangweite von minimal bis maximal zu bewegen, wobei er ständig die Grenzen des Saxophonsounds erweitert. Webster arbeitete zum ersten Mal mit Serries bei der bahnbrechenden Performance "Endless Voids" der Dead Neanderthals auf dem Incubate Festival 2014 zusammen. Seither kollaborierten die Beiden mehrfach sowohl live als auch im Studio, wobei immer wieder auch der Schlagzeuger Andrew Lisle mit von der Partie war. Andrew Lisle, der ebenfalls in London lebt, ist durch sein schnelles und sehr strukturiertes Spiel in der fruchtbaren Improvisationsgemeinschaft sehr gefragt. Lisle, der abwechselnd treibend und abstrakt spielt, hat mit einer Reihe wichtiger britischer Improvisatoren zusammengearbeitet, darunter Alex Ward, Daniel Thompson und Seymour Wright. Er spielt außerdem in Roland Ramanans Tentet und der Punk-Improvisationsband Shatner's Bassoon. Dirk Serries ist kein gewöhnlicher improvisierender Musiker. Auch wenn der Mann eine Vorliebe für den klassischen Free Jazz der sechziger und siebziger Jahre und die aktuellen Updates hat, liegen seine eigenen Talente woanders. Als Meister der Textur, eine Fähigkeit, die er seit mehr als 30 Jahren (als vidnaObmana, Fear Falls Burning, Microphonics und in letzter Zeit unter seinem eigenen Namen) immer weiter verfeinert hat, war er immer in den abstrakteren oder klangorientierten Flügel der experimentellen Musik eingebunden. Serries verlässt sich jetzt weniger auf sein Markenzeichen, die Effekte und Loops. Eine neue "nackte" Sprache, die von sanftem Geklimper bis hin zu Kritzeleien, Pointillismus und gelegentlichen Ausbrüchen von unzusammenhängenden Heulern reicht. Ausgehend von seiner großen Erfahrung in der Welt der Ambient- und Industrial-Musik sowie von Meistern wie Derek Bailey ist Serries' Ansatz eine Improvisation, die sich ausschließlich auf seine Beziehung zu seiner E-Gitarre stützt, ob vorbereitet oder nicht.
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