Was geht denn gerade in Melbourne? Ist die Stadt mitlerweile the Capital of Wimp geworden? Oder anders gefragt: kann es sein, dass vor Jahren einmal ein großer Container mit John Peel-Tapes Melbourne Beach kontaminierte und die Stadt seitdem Slack-Pop-Diamanten am Stück produziert? Auch das Debüt von The Stroppies läßt sich nur so erklären: denn Whoosh (im März 2019 auf Tough Love Records) ist vom gleichen juvenilen Twang-Vibe infiziert, der zwischen Flying Nun, The Feelies, den Television Personalities und The Pastels noch genau eine handbreite Gegenwärtigkeit zuläßt, um nicht anachronistisch oder retro zu klingen. Und während Terry, School of Radiant Living, Total Control, UV Race, Constant Mongrel oder Primo! in den letzten Jahren den Weg geebnet haben, werden The Stroppies mit ihrer flirrenden Nöligkeit, catchy Slackness und tighter Rhythmik die Herzen junggebliebener Gegenwartsverweigerer im Sturm erobern. The kids are allright (aber vor allen Dingen wissen sie, wie man mehr als okaye Musik macht).
THE STROPPIES
The Stroppies aus Melbourne bleiben ihren musikalischen Quellennachweis keineswegs schuldig. Denn ihr charmant-rumpeliger Gitarrensound verweist recht unverhohlen auf Referenz-Acts wie Guided By Voices und Pavement. Und natürlich auch auf die unvergessenen 80er-Indie-Heroes ihres eigenen Landes, die Go-Betweens. Das Ganze kommt als erfrischend urtümlicher DIY-Rock´n´Roll daher, durchaus auch kompatibel für die Generation Spotify.
MID CITY
Man kann sich diesen Text über Mid City aus dem australischen Brisbane durchlesen, oder man schmeißt einfach mal eben ihre Debüt-EP „Die Waiting“ an. Dann dürfte jedem, der mit Gitarrenmusik noch was anfangen kann, recht bald klar sein, dass man Mid City keinesfalls verpassen darf. Denn Mid City kriegen dich schnell und packen dich hart. Ihre Songs sind catchy, ihre Gitarren räudig, ihre Melodien groß, ihre Texte nagend. Alles scheiße gerade? Deprimiert? Pleite? Alleine? Mid City helfen. Ihr unwiderstehlicher Sound ist genau der richtige Arschtritt für diese Momente. Wer da nicht die Faust ballt und seine Freunde vor einer Bühne anrempeln will, der spürt auch sonst nix mehr.