In einer Welt, in der alle immer lauter schreien, ist der Blick aufs Detail manchmal genau der richtige. Und die Liebe zu eben jenem ganz genauso. „Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten“ heißt das sechste Album von ClickClickDecker, geschrieben und eingespielt von Kevin Hamann, Oliver Stangl und Sebastian Cleemann, der nach vielen Jahren als Freund, Begleiter und Live-Schlagzeuger nun auch bei den Aufnahmen dabei war. „Wir befinden uns in einer Zeit, in der man sich an Kleinigkeiten aufgeilt, andererseits können sie einen auch total abfucken“, meint Hamann. „Ich bin keine 20 mehr, ich bin auch keine 50 – alles ist irgendwie super und alles andere sind first world problems. Trotzdem ist da was gewesen, das mich einfach aus der Bahn geworfen hat. Ich konnte den Grund gar nicht fassen. Das spiegelt sich in vielen Texten.“ Mit seinen kryptischen Beobachtungen des Alltäglichen gelingt es Kevin Hamann, das Große im Allerkleinsten zu erzählen und das nicht Sagbare in Worte zu fassen. Zu verstehen, worum es in Hamanns Texten in Wirklichkeit geht, das gelingt den wenigsten. Den meisten aber fällt es nicht schwer, sich selbst darin zu erkennen. Bauarbeiterfäuste und Airbusse, Müllwagen und Lauborchester, Wehmut und Nachvorneschauen manifestieren sich in dreizehn wundervoll komponierten Songs. Songs, die mit jedem Hören ein anderes Gesicht zeigen. Man entdeckt ein neues Instrument, einen pluckernden Beat, das Knarren einer Diele oder das Rutschen der Finger auf den Gitarrensaiten beim Akkordwechsel. Das Immer-wieder-hören-wollen sei eine oldschoolige Art über Musik nachzudenken, stellt Sebastian Cleemann fest, aber deswegen nicht weniger richtig. Und so haben ClickClickDecker statt einzelne Stücke effektreich in den Vordergrund zu spielen, „Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten“ liebevoll als Ganzes arrangiert. Mal subtil-subversive, mal exzessiv-durchdrehende Intros, Outros und Zwischenspiele tragen einen durch die Platte. Eine Platte, die sich Zeit nimmt und Aufmerksamkeit braucht. Genau diejenige, die uns heutzutage viel zu selten geschenkt wird.