Es war ein besonderer Moment. Burghausen im März 2018, Wackerhalle, LELÉKA betraten die Bühne. Am Vorabend war die Band zum Sieger des Internationalen Nachwuchs-Jazzwettbewerbs gekürt worden. Nun konnte sie beweisen, dass die Musiker über das Feuerwerk eines Kurzkonzertes hinaus in der Lage waren, in einer großen Halle ein Publikum zu bezaubern, das sie noch nicht kannte. Es wurde ein Triumph. Denn Viktoria Leléka und ihren drei Mitstreitern gelang es, die Menschen zu beglücken, mit Liedern, die ihre Gegenwart im Jazz der Moderne hatten, ihre Wurzeln aber in der Volksmusik der Ukraine. Bald folgten weitere Wettbewerbe, weitere Erfolge, und so wurde klar, dass die Band, die sich 2016 in Berlin zusammengefunden und bereits beim 6. Global Music Contest creole 2017 in Berlin als Sieger geglänzt hatte, einen Platz in der europäischen Jazzszene für sich beansprucht.
Wobei Jazz die Idee nur teilweise trifft, die hinter der Musik steht. Er ist die gestalterische Basis, rhythmisch und formal auf der Grundlage improvisierender Freiheit. Harmonisch jedoch finden sich kammerjazzige und folklorehafte Elemente. Melodisch, in der Artikulation und Phrasierung folgt Viktoria Leléka klar und markant volksmusikhaften Vorbildern ihrer ukrainischen Heimat. Für sie ist es das Zentrum der Musik und das macht auch deren Strahlkraft aus. Denn es geht nicht um eine Färbung, sondern um eine Verbindung der Traditionen, bis hinein in die Feinheiten der Emotion, die ihre Stimme auch über die Sprache hinaus vermittelt. Von Anfang an haben ihr der Bassist Thomas Kolarczyk und der Schlagzeuger Jakob Hegner bei der Umsetzung des Konzepts geholfen, seit 2019 gehört außerdem der Pianist Povel Widestrand zum Team von Leléka (was auf Deutsch übrigens „Storch“ bedeutet, ein ukrainisches Symbol für Frühling, Glück).
Lelékas Lieder reichen weit in die Zukunft. Manche handeln von Glück und Liebe, viele greifen direkt auf volksmusikalische Vorlagen zurück oder adaptieren deren Esprit. Aktuelle Themen von der Sorge um die Natur bis zum Mahnmal menschlicher Selbstüberschätzung Tschernobyl gehören auch zum Repertoire. Im Kern aber geht es um Zuversicht, musikalisch, atmosphärisch, vermittelt durch die Kraft der Melodien und der Persönlichkeiten, die sich ihnen widmen. Damit empfiehlt sich Leléka als Band mit einem Klangkulturen übergreifenden Gespür für die Zwischentöne des Alltäglichen.