September 2014 – der Vormarsch der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) erschüttert den Mittleren Osten und die ganze Welt. Die unter anderem mit erbeuteten US-Waffen aus irakischen Beständen hochgerüstete Terrororganisation hatte nach der kampflosen Einnahme von Mossul im Nordirak und dem Genozid im ezidischen Kerngebiet Şengal ihr Augenmerk auf den Norden von Syrien, vor allem Kobanê gerichtet. Mit der Übernahme der strategisch wichtigen Region sollte eine weitere Verbindung zu den Nachschubwegen in die Türkei geöffnet und eine Vereinigung der Kantone verhindert werden. Zuletzt spielte aber auch die Symbolik eine Rolle: Die Rojava-Revolution sollte an dem Punkt erstickt werden, an dem sie ihren Anfang nahm. Denn in Kobanê war am 19. Juli 2012 die demokratische Autonomie ausgerufen worden. Durch eine friedliche Revolution konnte die Kontrolle über die Stadt gewonnen und die Verwaltung an die Bevölkerung übertragen werden. Insgesamt 134 Tage dauerte der Widerstand von Kobanê, der für den IS die erste aber vor allem entscheidende Niederlage bedeutete.
„Der IS hat in Kobanê das von den verschiedenen Völkern gemeinsam erschaffene Gesellschaftsmodell angegriffen“, sagt Regisseurin Özlem Yaşar. Den Kampf um die Stadt beschreibt sie als jenen eines Geistes, der den Status quo ablehnte und auf dem Leitspruch „Ein anderes Leben ist möglich“ beharrte. „Kobanê war der Aufstand einer Kraft, die sich aus dem Zustand der Unterdrückung, Massaker und Vernichtung, die dem kurdischen Volk auferlegt worden war, befreit hatte und sagte: ‚Wir sind es, die hier leben, hier existieren und die Pioniere der hiesigen Zivilisation sind – und das nicht erst seit gestern.‘ Es war ein kollektives Herz, das in den Menschen schlug, ein gemeinsamer Geist, der all diese Gefühle gemeinsam erleben ließ. Jede Frau, jeder Mann und jedes Kind sahen sich als Teil des Widerstands, erlebten den Krieg. Gegenüber dem IS, der mit hochtechnologischem Kriegsgerät angriff, den selbst staatliche Kräfte nicht stoppen konnten, waren es einige wenige Menschen, die ohne richtige Ausrüstung für jedes Viertel, jede Gasse und jedes Haus kämpften. Deshalb wurde Kobanê zur Hoffnung und Inspiration für alle.“
Die eindrucksvollen Bilder sind zum Teil an Originalschauplätzen entstanden und nicht zuletzt die authentische Erfahrung der Macher*innen und Darstellenden macht diesen Film zu einem der vielleicht wichtigsten Zeugnisse des demokratischen Wandels in der Region.
Sprache: Kurdisch mit deutschen Untertiteln