Wie man einen Hügel baut
Landschaft und Struktur — Perspektive und Modell
Wie man einen Hügel baut beinhaltet modellhaften Prozess, künstlerische Fragestellung und die Ausstellungskonzeption in einem. Ausgangspunkt der Präsentation ist die titelgebende Arbeit von Klaus Walter, eine intensive bildnerische Auseinandersetzung mit einem Solarfeld, dessen geometrisches Raster sich über den darunter liegendem Hügel legt. Zugleich wirkt diese wie ein Wegweiser in Areale bebauter Umgebung und gewachsener Stadtlandschaften, mit deren Übertragung in die Malerei sich Petra Trenkel in ihren Arbeiten beschäftigt. Grundlage hierfür ist immer der Prozess des Sehens, des Wahrnehmens und Beobachtens der durch Zeiteinfluss und Zufall entstandenen Realitäten von Gebäuden, Grünflächen, Plätzen und Straßen. Mit der Vorliebe für Berg-, Polder-, aber auch Stadtlandschaften widmet sich Andre Dekker der Beobachtung gleich ganzer Gebiete und fertigt vor Ort in schneller, kontrastreicher Arbeit Serien von Tuschzeichnungen an, in denen mittels feiner kalligrafischer Technik die Struktur der jeweiligen Landschaft sichtbar wird und sich ein Landschaftspanorama entfaltet.
ANDRE DEKKER
Tuschzeichnungen aus Westfriesland, Chablais in den französischen Alpen und Köln
Andre Dekker (*1956 in Delft) ist ein niederländischer Bildender Künstler, Bühnenbildner und Autor im Bereich Kunst im öffentlichen Raum im Kontext urbaner und landschaftlicher Transformationen. Er ist Mitbegründer und Partner von Observatorium, einer Künstlergruppe, deren großformatige Kunstwerke Skulptur und Placemaking verbinden. Seit 1997 hat Observatorium zahlreiche permanente und temporäre Kunstwerke im öffentlichen Raum geschaffen, unter anderem in New York, München, London, Nantes, im Ruhrgebiet und im Hafen von Rotterdam. Er ist Ko-Autor und Herausgeber der Bücher über Observatorium Public Art for Public Life, 2023 und Big Pieces of Time, 2010. 2020 gründete er gemeinsam mit anderen Lesnini Field, ein 55 Hektar großes Gebiet für Wildnis und Kunst, über dessen Entwicklungen er regelmäßig publiziert. 2021 veröffentlichte er Erraid Sound, ein Werk, das Theaterstück, Künstlerbuch und Kurzfilm in einem vereint, in Zusammenarbeit mit dem Theatermacher Graham Eatough aus Glasgow. Von 2021 bis 2023 arbeitete er an Tuschzeichnungen der westfriesischen Landschaft, die als Illustrationen in einem Kochbuch von Thijs Dekker verwendet wurden. Dekker lebt und arbeitet in Rotterdam, Niederlande. 2025 lebt er in Köln und arbeitet an einem öffentlichen Kunstprojekt, das der Katastrophe des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs gewidmet ist.
Die Ausstellung ist der Landschaftskunst als Wandmalerei, Tuschzeichnung und Ölmalerei gewidmet und ich trage ein Landschaftspanorama aus Tuschzeichnungen bei. Ich freue mich auf die Kontraste und Gemeinsamkeiten, aber noch mehr auf die Konfrontation mit einem klassischen Realismus, den ich vor allem in Deutschland vorfinde und schon aus meiner Zeit am Goethe-Institut (1980-1990) kenne. Ich frage mich: Was spricht aus meiner Arbeit im Vergleich zu dieser Tradition der realistischen Malerei? Welche Emotionen ruft meine kontrastreiche, schnelle Arbeit hervor, die sich von der distanzierten Maltechnik abhebt und in der sich eine Gesellschaftskritik verbirgt? Wie verhält sich meine Vorliebe für Berg-, Polder- und Stadtlandschaften in kalligrafischer Technik zu ihrer strengeren Methode, urbane Fragmente derTrostlosigkeit darzustellen?
PETRA TRENKEL
Malerei, Wandzeichnung, Aquarell
Petra Trenkel (* in Bischofsheim/Maintal 2) 1988–95 Studium an der Hochschule für Bildende Künste, Städelschule, Frankfurt am Main bei Prof. Thomas Bayrle und Prof. Per Kirkeby 1992 Studienaufenthalt in Dublin, Irland am National Collage of Art and Design 1995 Meisterschülerin von Prof. Per Kirkeby seit 2020 Lehrbeauftragte an der Kunsthochschule Weißensee, Berlin, sie lebt und arbeitet in Berlin.
Was wir sehen ist noch lange kein Bild. In meinen Arbeiten beschäftige ich mich mit dem Prozess des Sehens; dem Wahrnehmen, dem Beobachten, dem Zeichnen und der Transformation in Malerei. Die Motive zeigen sich auf dem Weg. Oft in der Nähe der Wohnung, in der Nähe des Ateliers, entlang der alltäglichen Routen durch die bebaute Umgebung. Es geht weniger um Architektur als um ANarchitektur (siehe: Gordon Matta-Clark). Die über Jahrzehnte hinweg, durch Zeiteinfluss und Zufall entstandenen Realitäten von Gebäuden, Grünflächen, Plätzen, Straßen geprägt von Verschleiss, Wartung, Anbau, Abriss, Vandalismus. Dementsprechend die Malerei: die Farbfläche werden auf der Leinwand hin-und hergeschoben, übermalt, neu begonnen und stehengelassen. Der Farbauftrag soll dennoch dünn und durchlässig scheinen ... was wird wie sichtbar.
KLAUS WALTER
Modellhügel, Malerei, Zeichnung
Klaus Walter (* 1964 in Glauchau/Sachsen), 1984–89 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Dietrich Burger und Arno Rink, 1995 Arbeitsstipendium der Stiftung Kulturfonds Berlin, 1998 Aufenthaltsstipendium in der Casa Baldi in Olevano Romano IT, 2000 Arbeitsstipendium des Landes Mecklenburg—Vorpommern, 2002 Aufenthaltsstipendium im Virginia Center for the Creative Arts USA, 2015 Rostocker Kunstpreis für Malerei, seit 2007 lebt und arbeitet in Berlin
Solarfelder legen sich wie Raster über grüne Felder. Schuppenartige Strukturen passen sich an das Relief der Landschaft an. Geometrie verbindet sich mit dem Naturkörper. Starre, schräg gestellte Flächen über einem organischen Grund verschieben sich in wechselnder Perspektive, Licht und Schatten schaffen eigene Zonen… - mit Hilfe von Foto und Video und mit eigenen perspektivischen Konstruktionen versuche ich diesem Phänomen auf die Spur zu kommen..
Aber der Blick aus dem fahrenden Zug oder Auto ist zu flüchtig und häufig verstellt. Nähert man sich den Anlagen zu Fuß, wird man oft von Zäunen abgehalten und findet nur ungünstige Blickwinkel. Dazu kommt, dass man in der Regel nur aus der Augenhöhe fotografieren kann. Das Ergebnis bleibt insgesamt unbefriedigend. Um die Perspektive besser zu verstehen, beschließe ich, einen Modellhügel zu bauen. Mit der Kamera bewege ich mich schließlich an dem Modell entlang, ähnlich wie bei einer Zugfahrt. Das Material dient als Vorlage für weitere Zeichnungen und Malerei.
Öffnungszeiten
Do — Fr 15 — 18 Uhr
Sa 12 — 16 Uhr